Abdulla Mehmud, Lübeck, erhält "Leuchtturm des Nordens 2006" für herausragendes Engagement in der Flüchtlingssolidarität.
Prof. Stefan Berglund kritisiert den gegen die Migrationssozialberatung gespitzen Rotstift des Kieler Innenministeriums als “falsche Politik”
Am Samstag, den 2. September, fand in Kiel die Preisverleihung des “Leuchtturms des Nordens 2006” an den Lübecker Abdulla Mehmud statt.
Der “Leuchtturm des Nordens” wird alljährlich vom Flüchtlingsrat an Personen verliehen, die sich in besonderer Weise in Schleswig-Holstein um die Flüchtlingshilfe verdient gemacht haben. Der Preisträger Abdulla Mehmud kam Anfang der 90er Jahre aus dem Irak selbst als Flüchtling nach Schleswig-Holstein. Seit fünf Jahren arbeitet Herr Abdullah Mehmud als hauptamtlicher Berater für MigrantInnen und Flüchtlinge in der Migrationssozialberatungsstelle des Lübecker Flüchtlingsforums e.V. (www.fluechtlingsforum.de).
Die Laudatio zur Preisverleihung hielt der Preisträger des “Leuchtturms des Nordens” aus dem vergangenen Jahr, Prof. Dr. Stefan Berglund, ehemaliger Leiter des UNHCR in Deutschland, der aus Anlass der Preisverleihung eigens aus Helsinki nach Kiel angereist war.
Berglund würdigte in seinem Redebeitrag den Preisträger: "Ich freue mich, dass ein ehemaliger Flüchtling den Leuchtturm desNordens erhält. Zudem ist Abdullah Mehmud seit fünf Jahren Migrationssozialberater in Lübeck. Dies ist eine Integrationsgeschichte, wie sie gelungener nicht sein könnte.” Die Flüchtlinge in Schleswig-Holstein hätten mit Herrn Mehmud einen Ansprechpartner, der mit ihnen schon aus der eigenen Flüchtlingserfahrung sensibel und kompetent zugleich umzugehen wisse. Gleichzeitig sei Abdulla Mehmud auch im Kreis der im Bundesland und überregional tätigen Kolleginnen und Kollegen als souveräne und fachlich höchst versierte Adresse bekannt.
Prof. Berglund legte bei seiner Rede den Finger in die akute Wunden der Lübecker Migrationssozialberatung. Mit Blick auf die vom Kieler Innenministerium angekündigte vollständige Streichung aller Landesförderung u.a. für den Arbeitgeber Abdulla Mehmuds, den Verein Lübecker Flüchtlingsforum e.V., erklärte er: “Dass hier die Migrationssozialberatung nun in so einem liberalen Bundesland, wie ich Schleswig-Holstein immer geschätzt habe, gestrichen wird, und damit sogar Herrn Mehmud die Arbeitslosigkeit droht, finde ich ein Unding. Nicht nur seinetwegen.”
Die vom Rotstift bedrohten Einrichtungen in Lübeck, Kiel oder anderen Orten landesweit, lieferten mit ihrem Ansatz, die Hilfe zur Selbsthilfe zu stärken, einen unschätzbaren Beitrag für die nachhaltige Integration von Flüchtlingen und Migranten befand Berglund: “Meines Erachtens kann man nur erfolgreich Migrantinnen und Migranten in eine Gesellschaft integrieren, wenn sie ihre sozialen Rechte kennen und wahrnehmen können.”
Eine solche von Emphatie und fachlicher Kompetenz gleichermaßen geprägte Beratung und Begleitung, wie sie seit fünf Jahren von Abdulla Mehmud und seinen in der Migrationssozialberatung engagierten Kolleginnen und Kollegen vorgehalten würde, sei gerade in der aktuellen Situation unverzichtbar. Berglund spielte dabei auf die gegenwärtige Praxis von Bundesbehörden an, Asylberechtigten den Flüchtlingsstatus zu widerrufen, und den auf diesem Wege administrativ geschaffenen zunehmenden Beratungsbedarf an.
Insbesondere aber mit Blick auf die vom Bündnis Bleiberecht Schleswig-Holstein und dem Kieler Landtag sowie bundesweit von gesellschaftlichen Organisationen und inzwischen selbst von Bundesinnenminister Schäuble geforderte Bleiberechtsregelung für langjährig geduldete Flüchtlinge mahnte Prof. Berglund in Richtung des Kieler Innenministeriums: “Vor einer hoffentlich baldigen Bleiberechtsregelung kompetente Sozialberatungsstellen zu streichen, ist eine falsche Politik."
gez.
Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.