Viele Romnija und Roma stehen extremer sozialer Ausgrenzung, Ausbeutung, Gewalt und Stigmatisierung gegenüber. Antiziganismus, der Rassismus gegen Roma und Sinti, nimmt in vielen Ländern Europas zu. Er ist auch in Deutschland ein weit verbreitetes Phänomen, das für geflüchtete Romnija und Roma oft mit der verharmlosenden Bezeichnung „Wirtschaftsflüchtlinge“ zusammenfällt. Diese Bezeichnung täuscht über massive Diskriminierung bis hin zur Verfolgung als Fluchtgründe hinweg und stigmatisiert Menschen aufgrund ihrer Armut.
Auf dem Westbalkan, woher viele Romnija und Roma fliehen, werden sie regelmäßig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Sie leben in überfüllten Verschlägen, ohne Strom, Wasser und Kanalisation. Oft finden sie keinen staatlichen Schutz vor gewaltsamen Übergriffen.
„Angesichts der dort insbesondere für Minderheiten herrschenden Bedingungen können die Westbalkanstaaten nicht als sogenannte sichere Herkunftsstaaten gelten“, so Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein. „Der Westbalkan ist vor allem für Romnija und Roma, die dort extremer Diskriminierung ausgesetzt sind, höchst gefährlich.“
Dass der Völkermord während des Zweiten Weltkriegs sich auch gegen schätzungsweise 500.000 Sinti und Roma gerichtet hat, wird in der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen. Anlässlich des 2. August, der der von den Nazis und ihren Kollaborateuren ermordeten Sinti und Roma gedenkt, mahnt der Flüchtlingsrat eine stärkere Anerkennung vergangener und gegenwärtiger Verbrechen gegen Sinti und Roma an.