Nach der Silvesternacht in Köln und anderenorts wurde vielfach gefordert, sich für Frauenrechte stark zu machen. Was ist seitdem passiert? Anstatt gegen sexuelle Straftaten unabhängig von Nationalität der Täter vorzugehen, wurde das Asylrecht erneut verschärft, neue "sichere Herkunftsländer" gebrandmarkt und der Familiennachzug erschwert. Wen gefährden die Verschärfungen?
Sie gefährden die tunesische Frauenrechtlerin, die wegen ihrer Arbeit ins Fadenkreuz staatlicher und andere Akteure gerät. Die algerische Minderjährige, die gesetzlich immer noch nicht vor Vergewaltigung geschützt ist. Oder die syrische Ehefrau, die sich mangels legaler, sicherer Wege mit ihren Kindern selbst auf die lebensgefährliche Überfahrt nach Europa macht und unterwegs Vergewaltigung und Prostitution fürchtet.
Letzte Woche meldete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, dass nunmehr 60 Prozent aller Flüchtlinge, die von Griechenland nach Mazedonien kommen, Frauen und Kinder sind. Im Juni waren noch 73 Prozent der nach Europa Flüchtenden männlich. Nachdem der Familiennachzug erschwert wurde, bleibt Schutzbedürftigen nur die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer.
Dass Frauen die Leidtragenden in Krisen und Konflikten sind, setzt sich auch nach der Ankunft in Deutschland fort. In Flüchtlingsunterkünften wurden zahlreiche Fälle sexualisierter und häuslicher Gewalt durch Partner, Bewohner oder Personal gemeldet, berichtete das Deutsche Institut für Menschenrechte. Die wenigsten Flüchtlingsunterkünfte verfügen über ein Gewaltschutzkonzept - obwohl Deutschland nach internationalen und nationalen Vorschriften dazu verpflichtet ist. In vielen Unterkünften fehle es an sicheren Aufenthaltsräumen, abschließbaren sanitären Einrichtungen und Wohnräumen, geschultem Betreuungspersonal sowie Zugang zu Unterstützungsangeboten, stellt der Paritätische Wohlfahrtsverband fest.
Mobile Beratung für geflohene Frauen
Der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein reagiert auf den besonderen Bedarf, den Frauen mitbringen und unterstützt im Rahmen des IQ Netzwerkes Schleswig-Holstein (<link http: www.iq-netzwerk-sh.de>www.iq-netzwerk-sh.de) eine neue Maßnahme zur mobilen Beratung von Frauen insbesondere in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften. Das IQ Projekt wird vom Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V. umgesetzt und soll ergänzend zur Mobilen Beratung zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen in den noch nicht versorgten Teilen Schleswig-Holsteins berufliche Orientierung für geflohene Frauen bieten.
Trotz abgeschlossener Berufsausbildung bleiben viele Frauen aus unterschiedlichen Gründen zuhause oder nehmen eine unterqualifizierte Arbeit an. Die neue IQ Maßnahme soll Flüchtlingsfrauen ermutigen, dies zu ändern und mit qualifizierter Arbeit selbstbestimmt ihr neues Leben in Deutschland zu beginnen.
Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ arbeitet seit zehn Jahren an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse – unabhängig vom Aufenthaltstitel – häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden. IQ ist in bundesweit agierenden Landesnetzwerken organisiert. Das Netzwerk in Schleswig-Holstein wird in Trägerschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbands SH e.V. und des Flüchtlingsrates SH e.V. koordiniert. Einige Teilprojekte bieten Beratung zur Anerkennung von Berufsabschlüssen und zur Qualifizierung an. Außerdem qualifiziert IQ Fachkräfte mit ausländischem Abschluss in unterschiedlichen Bereichen. Zu den Projekten gehören z.B. Deutschkurse, Weiterbildungen für Ärztinnen und Ärzte, im Handwerk und in Gesundheitsberufen. Zudem bietet IQ Schulungsangebote für Arbeitsmarktakteure und gesellschaftliche Institutionen zu interkultureller Öffnung, Antidiskriminierung und zum Anerkennungsgesetz an.
Kontakt für Rückfragen:
Nora Lassahn (Öffentlichkeitsarbeit <link http: www.iq-netzwerk-sh.de external-link-new-window external link in new>IQ Netzwerk Schleswig-Holstein)
0431 – 20509524
<link>iq-oeffentlichkeitsarbeit@frsh.de