Wolfgang Seibert schützte im Synagogenasyl mit Rückhalt seiner Gemeinde über Wochen einen jungen Mann vor der Abschiebung nach Afghanistan. »Den Menschen in Not muss man helfen«, so Seiberts Überzeugung. Als erste und bislang einzige jüdische Gemeinde in Deutschland hat die in Pinneberg auf seine Initiative hin in den vergangenen Jahren bereits mehreren Schutzbedürftigen, ungeachtet ihrer Religion, in ihren Räumen Asyl angeboten. »Die jüdische Geschichte ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung«, sagt Wolfgang Seibert. »Auch deshalb habe sich seine Gemeinde »schon immer in der Flüchtlingspolitik engagiert«.
»Die Jüdische Gemeinde in Pinneberg ist seit Jahren eine unentbehrliche Stütze im Kampf gegen Abschiebungen von Menschen, die absehbar in ihren Herkunftsländern der Gefährdung von Freiheit, Leib und Leben ausgeliefert würden«, freut sich Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, über die Ehrung des Engagements des Pinnebergers Norbert Seibert.
Zweite Preisträgerin in diesem Jahr ist Pfarrerin Doris Otminghaus aus Haßfurt in Bayern. Die evangelische Kirchengemeinde Haßfurt beherbergt seit Ende 2016 mehrere junge Flüchtlinge aus Äthiopien, Irak und Afghanistan im Kirchenasyl, die unmittelbar von Abschiebung bedroht sind. »Asyl an heiligen Orten gibt es, seit es Menschen gibt«, sagt Doris Otminghaus. »Es existiert in vielen Kulturen.«
Die Kirchenasylbewegung in Bayern steht unter enormen politischen Druck, nun geraten Pfarrer*innen ins Visier der Behörden. Wegen »Beihilfe zum illegalen Aufenthalt« ermittelte die Staatsanwaltschaft Bamberg zwischenzeitlich gegen Frau Otminghaus. Sie sagt dazu: »Es ist Wahljahr und in Bayern wird besonders hart durchgegriffen, um beim Wähler zu punkten.«
Die Stiftung PRO ASYL würdigt Doris Otminghaus und Wolfgang Seibert für ihr vorbildliches und couragiertes Engagement. Das Asyl im Gotteshaus ist oft die letzte Chance eine humanitäre Lösung für Schutzsuchende herbeizuführen und Abschiebungen in lebensbedrohliche Situationen zu verhindern. »Unsere Preisträger erinnern die gesamte Gesellschaft daran, dass Humanität und Menschenrechte Maßstab politischen Handelns sein müssen«, begründet Günter Burkhardt, Vorstand der Stiftung PRO ASYL, die diesjährige Entscheidung.
Der Preis der Stiftung PRO ASYL ist mit 5.000€ dotiert.
Die Preisverleihung findet am 9. September in Frankfurt am Main statt.
Kontakt:
PRO ASYL e.V., 069 / 24 23 14 30 | <link>presse@proasyl.de
Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V., T. 0431-55685360, <link mail window for sending>public@frsh.de