Am <link http: www.bpb.de politik hintergrund-aktuell tag-der-menschenrechte-9-12-2013 external-link-new-window external link in new>Internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, wurde der diesjährige <link http: frsh.de fluechtlingsrat leuchtturm-des-nordens external-link-new-window external link in new>„Leuchtturm des Nordens“, der Preis der Flüchtlingsrates für herausragendes Engagement in der Flüchtlingshilfe, an den Initiativkreis des <link https: solizentrum.de de external-link-new-window external link in new>Solidaritätszentrums Lübeck vergeben.
Diese Gruppe von Frauen und Männern mit und ohne Fluchthintergrund hatte sich im vergangenen Jahr in der Hansestadt zusammengefunden. Zunächst engagierte sich die vom Lübecker Flüchtlingsforum unterstützte Gruppe in der Hilfe für Transitflüchtlinge. Denn diese Menschen waren insbesondere im Herbst u.a. in Lübeck vorläufig gestrandet, ihr eigentliches Ziel lag in Skandinavien.
Später gelang es der Initiative der Stadtverwaltung ein Gebäude abzutrotzen, das inzwischen als „Solidaritätszentrum“ weit über die Grenzen der Hansestadt als Institution bedingungsloser Solidarität und erfolgreicher Flüchtlingsselbsthilfe Bekanntheit erlangt hat.
Mit Blick auf einen europa- und bundesweit festzustellenden Paradigmenwechsel hin zu einer Flüchtlingspolitik, die wieder mehr auf Benachteiligung, Inhaftnahme und Externalisierung Schutzsuchender hinaus will, denn auf nachhaltige Integration setzt, verändern sich derzeit auch in Schleswig-Holstein die Voraussetzungen ehrenamtlicher Solidaritätsarbeit.
Die ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen in Städten, auf dem Land und in Kirchengemeinden ahnen allmählich, wieviel Solidarität ihnen noch abverlangt werden wird. Berichte von gerichtsfester Missachtung von Asylgründen und Familiennöten, von einer die meisten Herkunftsgruppen ausgrenzenden Integrationsförderung oder von zwangsweisen Abschiebungen bestimmen zunehmend ihren Alltag.
„Dass der ‚Leuchtturm des Nordens‘ in diesem Jahr an eine Initiative geht, die in flüchtlingspolitisch unruhigen Zeiten unbeirrt an der Seite von Asyl- und Schutzsuchenden bleibt“, erklärt Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, „ist auch als stellvertretende Würdigung so vieler im Land gemeint, die weiter gegen bürokratische Hürden und rassistische Angriffe kämpfen und sich allen Unkenrufen zum Trotz dafür engagieren, dass alle bleiben können.“
Bei der Preisverleihung am Samstag im Solidaritätszentrum in der Lübecker Willy Brandt Allee hielt der Benediktinermönch Bruder Benedikt Hülsmann vom Kloster Nütschau die<link file:4104 download file> Laudatio auf die Preisträger*innen. Der klösterlichen Brüdergemeinde in Travenbrück war der <link http: frsh.de fluechtlingsrat leuchtturm-des-nordens leuchtturm-des-nordens-2015-fuer-benediktiner-im-kloster-nuetschau external-link-new-window external link in new>„Leuchtturm“ 2015 für ihr konsequentes Eintreten für Schutzuchende im Kirchenasyl zuerkannt worden.
"Hier ist eine 'Denkfabrik'!" begeistert sich Bruder Benedikt, der in früheren Leben schon Polizist und Versicherungskaufmann gewesen ist, und führt nachdenklich fort: „Leider verfallen die Länder wieder in nationales und nicht europäisches Denken. Wir haben die Türen zu gemacht und lassen die Menschen vor unserer Haustür verrecken. Wir kriminalisieren Geflüchtete, obwohl offizielle Statistiken anderes sagen. Nicht die Gewalt von Geflüchteten hat zugenommen, sondern die Gewalt gegen sie.“
„Sie haben hier anders gehandelt“, wendet sich Benedikt an die Akteure des Solidaritätszentrums: „Dafür bin ich persönlich dankbar. Sie haben in Lübeck Geschichte geschrieben – positive Geschichte geschrieben durch ihre ungebrochene Solidarität. Das Solizentrum ist ein Ort der Freiheit im Denken. Es ist ein Ort echter und wahrer Begegnung auf Augenhöhe. Sie haben die Würde des Menschen nicht angetastet, sondern den Geflüchteten ihre Würde bestätigt und ihnen nicht nur Respekt, sondern Liebe entgegengebracht.“
Den Preis nahmen stellvertretend für die Trägerinitiative des Solidaritätszentrums die aus dem Irak stammende Hind Haddau und der aus Afghanistan geflüchtete Najib Ahadzai von Andrea Dallek und Martin Link vom Flüchtlingsrat entgegen. Beide freuen sich sehr über die Auszeichnung.
Für Hind Haddau ist das Lübecker Solidaritätszentrumzentrum mehr als eine Hilfseinrichtung: "Seit dem letzten Jahr haben wir im Solizentrum eine so unglaubliche Power und Mitmenschlichkeit der Unterstützer*innen erlebt und gleichzeitig auch viel Leid der Geflüchteten erfahren. All diese Gefühle haben dazu geführt, dass wir wie eine Familie zusammengewachsen sind."
Najib Ahadzai, der genau vor einem Jahr aus Afghanistan nach Deutschland kam, findet: "Das Solizentrum ist eine kleine Gemeinschaft mit großen Auswirkungen und mich macht es sehr stolz, ein Teil davon zu sein!"
Hintergrund:
Seit 2005 wird der undotierte <link http: frsh.de fluechtlingsrat leuchtturm-des-nordens external-link-new-window external link in new>Preis „Leuchtturm des Nordens“ vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e. V. an Personen oder Gruppen vergeben, die sich durch hohes Engagement in der solidarischen Flüchtlingsarbeit auszeichnen. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehörten u.a. Flüchtlingsinitiativen in Husum und Neumünster, aber auch der ehemalige Vertreter des UNHCR in Deutschland, Stefan Berglund, und die langjährige Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Fanny Dethloff.
gez. Martin Link