Die beiden PreisträgerInnen engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für durch Gewalt- und Kriegserlebnisse traumatisierte Flüchtlinge. Oehmichen und Kruse führen mit betroffenen hierzulande Schutz und Perspektive suchenden Menschen - mit Unterstützung qualifizierter DolmetscherInnen - Traumatherapien durch und erstellen Fachgutachten. Auf Grundlage des geltenden Rechts werden die im Zuge solcher Therapien für Flüchtlinge entstehenden Kosten – bis ihr Asylgesuch rechtskräftig anerkannt wird – regelmäßig nicht von den Krankenkassen übernommen.
Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, warb dafür den Blick über den im Landtag am 11. Dezember zu beratenden Antrag zur künftigen Landesförderung für die Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen hinaus auf weitergehende Handlungsbedarfe zu richten.
„Dass Bund und Länder sich jüngst lediglich auf die Verschlimmbesserung des Asylbewerberleistungsgesetzes geeinigt haben, müssen nicht zuletzt die traumatisierten Flüchtlinge ausbaden“ kritisierte Link den am <link aktuell presseerklaerungen presseerklaerung article geld-stinkt-nicht>28. November zum Asylbewerberleistungsgesetz erzielten Bund-Länder-Kompromiss.
„Ein un- oder ungenügend versorgter traumatisierter Flüchtlinge ist ein fleischgewordener Diskriminierungstatbestand“ mahnte Link und forderte die anwesenden Landtagsabgeordneten ebenso wie die zahlreichen Flüchtlingslobbyorganisationen auf, in der Forderung nach ersatzloser Abschaffung des „rechtspolitischen Ungetüms Asylbewerberleistungsgesetz“ und beim Eintreten für die Gewährleistung des Grundrechts auf gesundheitliche Gleichbehandlung nicht locker zu lassen.
Der Arzt Dr. Peter Reibisch vom Medibüro Kiel hielt die<link file:1583 download herunterladen der datei> Laudatio auf die beiden PreisträgerInnen. Im Gespräch hatten Oehmichen und Kruse ihm gegenüber betont, dass selbst wenn die Politik immer wieder der Alternativlosigkeit einer restriktiven Administrierung der belasteten Menschen – Kruse sprach von „Verfahrenstraumatisierung“ – das Wort rede, werde ihre Arbeit von den in den konkreten Einzelfällen schließlich entscheidungsmächtigen Amtsärzten und Gerichten doch allzu oft goutiert.
Peter Reibisch betonte, dass das Engagement der Ausgezeichneten stellvertretend für viele in der Flüchtlingssolidaritätsarbeit Engagierte stünde: „Beide sind ein gutes Beispiel dafür, wie in dieser doch zunehmend angst- und aggressionsgesteuerten Welt kleine und manchmal größere Inseln von menschlicher Nähe entstehen und wachsen können. Das ist das Salz in der Suppe der Demokratie, das Gewürz also, das diese Suppe erst genießbar macht.“
Der undotierte <link fluechtlingsrat leuchtturm-des-nordens>Preis "Leuchtturm des Nordens" wird vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein seit 2005 alljährlich an Personen oder Gruppen vergeben, die sich in herausragender Weise und stellvertretend für die vielen landesweit Engagierten um die in Schleswig-Holstein Schutz und Zukunft suchenden Flüchtlinge verdient gemacht haben.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der Veranstaltung Abschluss! Startschuss? mit der der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein und das Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH – ZIP zum Abschluss des dreijährigen „<link uploads media>Kooperationsprojekt zur psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen in Schleswig-Holstein“ eingeladen hatte.
gez. Martin Link