Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte (10. Dezember) hat am Dienstag der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein den “Leuchtturm des Nordens 2012” an die Flüchtlings- und Menschenrechtsbeauftragte der Evgl.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Pastorin Fanny Dethloff, verliehen. Die Preisverleihung fand statt in der Kieler Nikolai-Kirche am Alten Markt.
Oberkirchenrat Torsten Leißer, der Menschenrechtsbeauftragte der Evgl. Kirche in Deutschland (EKD), war eigens aus Hannover angereist, um die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten. Für Leißer demonstriert die Ehrung den erfolgreichen Schulterschluss zwischen kirchlichen und nichtkonfessionellen Gruppen der Flüchtlingssolidarität: “Der gemeinsame Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde verbindet kirchliche und nichtkirchliche Aktionsgruppen auf ganz selbstverständliche Weise.” Für diese Verbindung stünde Fanny Dethloff mit ihrer Arbeit in ganz besonderer Weise. Mit ihrem Zutun entstünde um so manchen prekären Einzelfall eine ganz kreative humanitäre Heterogenität, die insbesondere im sogenannten Kirchenasyl begreifbar würde: Da “lassen sich ‚ganz normale’ Menschen, eifrige Kirchgängerinnen und kirchlich Distanzierte auf das menschliche Wagnis ein, sich für Flüchtlinge zu engagieren, ihnen wirklich zu begegnen.” Leißer geißelte in seiner Rede die von Ausgrenzung und Abschottung gekennzeichnete Asylpolitik. Die in Europa und Deutschland von sozialer Ausgrenzung und Aufenthaltsverweigerung gekennzeichnete Verwaltungspraxis kulminiere aktuell in den vom Bundesinnenminister befohlenen und offensichtlich insbesondere gegen Roma gerichteten Asylschnellverfahren: “Wer hat da noch Zeit zum Zuhören, zumal der Generalverdacht auf ‚Asylmissbrauch’ die Ohren taub werden lässt?”
Der Theologe Wolfgang Pittkowski überbrachte Glückwünsche des Schleswiger Bischofsbevollmächtigten Gothart Magaard und ein ganz persönliches Grußwort an die Preisträgerin. Er machte besonders auf ihre innerkirchliche und gesellschaftliche Rolle als Mahnerin aufmerksam. “Ändern Sie bitte ihren Kurs in Sachen Menschenrechte - das ist die Botschaft, die Du nicht müde wirst, deiner Kirche und unserem Land immer wieder aufs Neue einzutrichtern. Und das ist gut so und richtig und wichtig. Und es ist nicht selten auch unbequem,” erklärte Pittkowski und forderte die Preisträgerin auf, tapfer zu bleiben: “Lass Dich nicht beirren: Nicht Du - wir sollten unseren Kurs ändern, denn du bist ein Leuchtturm.”
Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat, erklärte die Entscheidung für die diesjährige Preisverleihung: “Fanny Dethloff ist so etwas, wie der menschliche Gegenentwurf zur aktuellen europäischen und nationalen Flüchtlingspolitik!” Einer Politik, die kalkuliert Menschen auf ihre Marktfähigkeit und Humanität auf das den Stammtischen Zumutbare reduziere.
Die diesjährige Preisträgerin des “Leuchtturms des Nordens”, Pastorin Fanny Dethloff setzt sich in landeskirchlichem Auftrag seit 10 Jahren für die Belange von Asylsuchenden und anderen Flüchtlingen u.a. in Schleswig-Holstein ein. In ihrer Arbeit hat die in Hamburg lebende Pastorin das Motto "Asylrecht ist Menschenrecht!" zum Programm gemacht. Ihre Solidarität mit betroffenen Flüchtlingen hört auch dann nicht auf, wenn Rechtslage und Verwaltungshandeln weder Schutz noch Bleiberecht zugestehen wollen. Mit dieser Haltung arbeitet Frau Dethloff in der Härtefallkommission des Landes Schleswig-Holstein mit. Sie vermittelt sogenannte Kirchenasyle und begleitet Kirchengemeinden, die sich zu dieser anspruchsvollen Form konkreter Unterstützung für von Abschiebung bedrohte Menschen und Familien entschlossen haben. Als Vorstandsvorsitzende der Ökumenischen 'BAG Asyl in der Kirche' und Mitglied in der 'BAG Pro Asyl' sowie als Vorstandsmitglied beim europäischen Netzwerk für Illegalisierte, PICUM, ist Fanny Dethloff auch über die Grenzen der Landeskirche und des Bundeslandes mit anderen in der kirchlichen wie in der säkularen Flüchtlingshilfe Engagierten optimal vernetzt.
Der undotierte Preis "Leuchtturm des Nordens" wird vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein seit 2005 alljährlich an Personen oder Gruppen vergeben, die sich in herausragender Weise um die in Schleswig-Holstein Schutz und Zukunft suchenden Flüchtlinge verdient gemacht haben. PreisträgerInnen waren bisher Stefan Berglund, Leiter des UNHCR in Deutschland (2005), Abdulla Mehmut, Migrationssozialberater aus Lübeck (2006), die Unterstützergruppe der aus der DR Kongo geflüchteten Familie Makito aus Husum (2007), Alfred Schulz, ehem. Landtagspräsident und Vormund unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge aus Reinbek (2008), Hero Taher, Vertreterin der Flüchtlingsselbstorganisation “Mondfrauen” aus Norderstedt (2009), die Flüchtlings-Café-Gruppe Vis àVis der Diakonie und der Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Neumünster (2010) sowie der Justizstaatssekretär a.D. und ehemalige Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Schleswig-Holsteins, Wulf Jöhnk (2011).
gez. Martin Link
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<link file:1150 download herunterladen der datei>Die Preisrede von Fanny Dethloff.
<link file:1147 download herunterladen der datei>Die Ladatio von OKR Torsten Leißer
<link file:1149 download herunterladen der datei>Presseerklärung der Evgl.-Luth. Nordkirche in Norddeutschland v. 11.12.2012