Das Flüchtlingscamp im griechischen Idomeni ist geräumt. Tausende Geflüchtete wurden in menschenunwürdige Aufnahmelager und Gefängnisse in Griechenland verteilt und damit aus dem Fokus der Öffentlichkeit entfernt. Ihnen droht die Abschiebung in die Türkei.
Unter den Schutzsuchenden in Griechenland sind zahlreiche Familien mit Kindern, Alte, Menschen mit Behinderung und unbegleitete Minderjährige. Viele haben Angehörige in Deutschland und anderen europäischen Ländern. In Griechenland können sie aufgrund des nicht funktionierenden Aufnahmesystems noch nicht einmal Asylanträge stellen. Familienangehörige in Deutschland warten verzweifelt darauf, dass ihre in Griechenland festsitzenden Verwandten und Bekannten nachkommen können.
„Fast täglich stehen aufgelöste Menschen auf unserer Schwelle und bitten um Unterstützung bei der Familienzusammenführung mit ihren in Griechenland gestrandeten Angehörigen“, erklärt Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein. Bei der Deutschen Botschaft in Athen würden die Betroffenen regelmäßig kalt abserviert.
Die Landesflüchtlingsräte und PRO ASYL stellen fest: In Europa und Deutschland fehlt der politische Wille, dem Sterben an Europas Grenzen und dem Elend in Griechenland ein Ende zu setzen. Bereits im September 2015 hatten die EU-Staaten gemeinsam beschlossen insgesamt 160.000 schutzbedürftige Personen aus Griechenland und Italien in anderen Mitgliedstaaten aufzunehmen. Deutschland hatte sich verpflichtet rund 27.500 Personen aus den beiden Staaten zu übernehmen (sog. Relocation-Programm). Bis Mitte März 2016 hat Deutschland davon jedoch erst 57 aufgenommen.
Selbstorganisierte Geflüchtete, Initiativen von UnterstützerInnen aus dem Wendland, aus Essen, Osnabrück, Wuppertal, Mannheim, Neustadt an der Weinstraße und anderen deutschen Städten sehen schon seit längerer Zeit diesem Zustand nicht mehr tatenlos zu. Sie rufen zur Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland auf und fordern Kommunen, Landes- und Bundesregierungen auf, sich bereit zu erklären, diesen einen sichereren Aufenthaltsort zu ermöglichen.
Die Landesflüchtlingsräte und PRO ASYL unterstützen diese Forderung. Martin Link erklärt dazu: „Die Situation in Griechenland ist zum Symbol für Europas humanitäres Versagen in der Flüchtlingspolitik geworden. Wir fordern legalen Zugang für Schutzsuchende. Die Bundesregierung muss sich außerdem auf EU-Ebene dafür einzusetzen, den EU-Türkei-Deal umgehend außer Kraft zu setzen.“
Beispiele von Aufnahme-Initiativen aus Kommunen:
- <link http: zufluchtwendland.de sonderzug-idomeni-wendland>zufluchtwendland.de/sonderzug-idomeni-wendland/
- <link https: w2wtal.noblogs.org>w2wtal.noblogs.org
- <link http: fuenfzig-menschen-aus-idomeni-nach-osnabrueck-bringen>50ausidomeni.de/fuenfzig-menschen-aus-idomeni-nach-osnabrueck-bringen/
- <link http: save-me-mannheim.de offener-appell-an-die-bundesregierung>save-me-mannheim.de/offener-appell-an-die-bundesregierung/
- <link https: rooms-of-hope.org>rooms-of-hope.org
Kontakt:
- Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V., <link>ml@frsh.de, T. 0431 - 735 000
- PRO ASYL e.V., <link>presse@proasyl.de, T. 069 – 2423 1430