"Die Integrationsförderung kann letztlich nur Nachhaltigkeit entfalten, wenn sie wirklich alle Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus hat.“ erklärte Martin Link, Geschäftsführer des Flüchtlingsrats Schleswig-Holstein. Deshalb müssten ein jederzeit möglicher Zugang zu Qualifizierungsangeboten und anderen Angeboten der Arbeitsmarktförderung auch für Flüchtlinge geschaffen – und spezifische Angebote wie die der Bleiberechtsnetzwerke erhalten – werden.
Wie wichtig es sei, niemanden auszuschließen und möglichst viele systembedingte „Schlaglöcher“ auf den Weg zur Arbeitsmarktintegration zu beseitigen, betonte Staatssekretärs Ralf Müller-Beck aus dem Kieler Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie. Gerade angesichts des Demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sei noch viel zu tun. Positiv würdigte Müller-Beck das neue Bundesgesetz zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen, dessen rechtliche Umsetzung als Landesgesetz in Schleswig-Holstein noch aussteht. In der Integrationspolitik sei indes nicht allein Anerkennung im formalen Sinne nötig, schränkte Müller-Beck ein. Es sei vor allem mehr gesellschaftliche „Wertschätzung gegenüber den bisherigen Lebensleistungen von Migrantinnen und Migranten“ geboten.
Über 100 Fachleute aus Verbänden, Landesverwaltungen und der Politik waren unter dem Motto „Sind wir auf dem Weg zur Anerkennung?!“ der Einladung des Flüchtlingsrats Schleswig-Holstein zur Auftaktveranstaltung des schleswig-holsteinischen Netzwerks „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) gefolgt.
Das IQ Netzwerk präsentierte sich und die landesweit bei der Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund engagierten Träger und Projekte erstmals einer größeren Fachöffentlichkeit.
Zu Beginn der Tagung hatte Sultan Erdoğan als Vertreterin der Türkischen Gemeinde Schleswig-Holstein schon eindringlich auf die besondere Bedeutung von „Wertschätzung“ gegenüber den Potenzialen und Qualifikationen – mit besonderem Blick auf Migrantinnen – als Schlüssel zur Überwindung von sozialen Disparitäten hingewiesen.
Aus Berlin angereist unterstützte Jürgen Schröder vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales dieses Anliegen. Das Ziel der Überwindung von ungleicher Partizipation an Bildung und Arbeitsmarkt sei motivgebend für die Förderpolitik des Bundes. Qualifizierung, Ausbildung und Anerkennung bisheriger Berufsausbildungen seien zentrale Voraussetzungen für erfolgreiche Integration von Migrantinnen und Migranten. Hier sei laut Schröder ein Schwerpunkt des bundesweiten Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung IQ“ verortet.
Jürgen Schröder stellte sich auch der Kritik über eine jüngst bekannt gewordene Entscheidung seines Hauses, die bundesweit 28 Bleiberechtsnetzwerke, die sich – in Schleswig-Holstein unter dem Netzwerktitel „<link http: www.landinsicht-sh.de external-link-new-window externen link in neuem>Land in Sicht! Arbeit für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein“ – besonders bei der arbeitsmarktlichen Förderung von Flüchtlingen engagieren, über das laufende Haushaltsjahr hinaus nicht weiter zu fördern.[siehe <link http: www.frsh.de aktuell presseerklaerungen presseerklaerung article oeffnung-des-arbeitsmarkts-fuer-fluechtlinge-nicht-rueckgaengig-machen external-link-new-window externen link in neuem>PE vom 9.4.2013] Die Kritik sei mit Blick auf die erfolgreiche Arbeit der Bleiberechtsnetzwerke nachvollziehbar. Letztlich hätten jedoch geringere Mittel insbesondere aus dem Europäischen Sozialfonds für das Auslaufen der Förderung bis Ende dieses Jahres den Ausschlag gegeben.
Unter dem Label „IQ“ sind seit Jahresbeginn landesweit 22 Teilprojekte in Schleswig-Holstein aktiv. Die kooperierenden Träger sind Diakonie, Arbeiterwohlfahrt SH, der Paritätische SH, Frauennetzwerk SH, das Bildungswerk Norderstedt, der Rendsburger Verein Umwelt, Technik und Soziales, die Kieler Beratungsstelle ZBBS, die Türkische Gemeinde SH und der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein.
Farzaneh Vagdy-Voss, IQ Netzwerkkoordinatorin beim Flüchtlingsrat, betonte, dass „das IQ Netzwerk in Schleswig-Holstein für alle Menschen ungeachtet des Aufenthaltstitels bis hin zu den sogenannten Illegalisierten offen ist und sie beim Zugang zur Bildung, Qualifizierung und Arbeit unterstützt und begleitet.“ Darüber hinaus werde das Netzwerk die „Integrationsfähigkeit“ der Aufnahmegesellschaft verbessern helfen. So gehören Informationen und Schulungen zur Interkulturellen Kompetenzentwicklung von Arbeitsmarktakteuren und anderen relevanten Institutionen zum Programm des Netzwerks.
Einige der besagten Institutionen stellten sich bei der Tagung der Diskussion mit dem Auditorium: Melanie Sonneborn von der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Christian Maack von der Handwerkskammer zu Lübeck und Heiko Gröpler vom DGB Nord benannten aus ihrer jeweiligen Sicht bestehende Handlungsbedarfe, würdigten die Bedeutung des neuen Netzwerks und erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.
Mehr Informationen über das IQ-Netzwerk Schleswig-Holstein und eine Dokumentation der Tagung „Sind wir auf dem Weg zur Anerkennung?!“ werden bei der Koordinierungsstelle des IQ-Netzwerks (Telefon: 0431 2050 9524; E-Mail: access<script type="text/javascript"> obscureAddMid() </script>frsh<script type="text/javascript"> obscureAddEnd() </script>de) oder online (www.iq-netzwerk-sh.de) in Kürze erhältlich sein.
gez. Farzaneh Vagdy-Voss, access – Koordinierung des IQ-Netzwerks Schleswig-Holstein T. 0431-2050 9524; access<script type="text/javascript"> obscureAddMid() </script>frsh<script type="text/javascript"> obscureAddEnd() </script>de