Der 5. Dezember ist seit dem Jahr 1986 Internationaler Tag des Ehrenamtes, zur Anerkennung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements. Ein Fünftel der Bevölkerung engagiert sich nach Aussage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach regelmäßig entweder finanziell oder tatkräftig für Geflüchtete.
Auch in Schleswig-Holstein sind nach wie vor viele Menschen ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie leisten einen großen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration.
Dabei haben sich in den letzten Jahren die Aufgaben geändert. Heute ist die Unterstützung beim Ankommen meist von der Hilfe beim Bleiben abgelöst. Als Deutschlehrer*innen, in Sportvereinen und Feuerwehren, in Kitas und Schulen, bei der Begleitung gegenüber Behörden und im Alltag bauen Einheimische gemeinsam mit heimisch gewordenen Geflüchteten an einem auf Dauer angelegten gesellschaftlichen Miteinander.
Ehrenamtliche öffnen sich dabei für neue Kontakte und Erfahrungen, sind bereit ihren Horizont zu erweitern und unvoreingenommen auf die vermeintlich Fremden zuzugehen. Damit sind gerade sie es, die mit Hingabe und Geduld Chancen und Lebensperspektiven möglich machen.
„Unterstützung bei Wohnungssuche und Ausbildungs- oder Arbeitssuche sind wichtige Aufgaben, an denen ehrenamtliche Engagierte beteiligt sind. Gerade für Menschen mit unsicherem Aufenthalt kann eine Ausbildung Bleibeperspektiven eröffnen“, erklärt hierzu Swantje Tiedemann, Projektleiterin des Ehrenamtsprojekts „Westküste Ahoi!“ beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein.
Es lohnt sich für alle. Viele Kommunen und hauptamtliche Stellen sind auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. Allerdings müssen auch zuträgliche Rahmenbedingungen geschaffen und Ressourcen bereitgestellt werden. Dazu zählen auch die Anerkennung und Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements. Auf Bundes- und Landesebene wurde das flüchtlingssolidarische Ehrenamt zwar wortreich gewürdigt. Das öffentliche Lob korrespondiert allerdings nicht so recht mit der aktuellen Flüchtlingspolitik und Verwaltungspraxis.
„Verschärfte Rechtslagen und restriktives Verwaltungshandeln konterkarieren allzu oft die Integrationsbemühungen der Betroffenen und ihrer Unterstützer*innen“, mahnt Philipp Wilhelm Kranemann, Projektleiter des Ehrenamtsprojekts „Landesweite Flüchtlingshilfe“ beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein. Persönliche Krisen wegen drohender Abschiebungen, verhinderten Familiennachzugs und bürokratische Integrationshindernisse belasten die Betroffenen und ihre Unterstützer*innen.
Auch flüchtlingsfeindliche Hetze und ein politisches Klima, das sich an rechten Populisten ausrichtet, münden nicht selten in Anfeindungen gegen ehrenamtlich Engagierte. Da sind Enttäuschungen unter den oft seit Jahren und erfolgreich sich um Integrations-, Lebens- und Arbeitsperspektiven Engagierenden nachvollziehbar. In einem symbolischen Akt haben schleswig-holsteinische Flüchtlingshelfer*innen in diesem Jahr deshalb ihre 2016 verliehenen Ehrennadeln an das Land zurückgegeben. Sie fordern, Integrationsleistungen endlich mit sicheren Bleiberechtsperspektiven zu honorieren und damit ein tatsächliches Ankommen für diejenigen, die mit viel Hingabe und Unterstützung neue Lebensperspektiven entwickeln konnten.
Der Internationale Tag des Ehrenamtes sollte auch deshalb den politischen Entscheidungsträger*innen Anlass für einen Paradigmenwechsel bei der aktuellen Flüchtlingspolitik sein, appelliert der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein:
„Weg von der Fixierung auf die Externalisierung Schutzsuchender - hin zu mehr Förderung von Bleiberecht und Integration!“
gez. Simone Ludewig, public(at)frsh.de, T. 0431-55685360