Anlässlich seiner Verabschiedung am Montag im Kieler Landeshaus wurde der diesjährige “Leuchtturm des Nordens” an den scheidenden Landesflüchtlingsbeauftragten Wulf Jöhnk verliehen. Der “Leuchtturm des Nordens” ist der Preis, den der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein seit 2005 jährlich für herausragendes Engagement in der Flüchtlingssolidarität verleiht.
Auf Einladung des neuen Landesbeauftragten für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Kapitän Stefan Schmidt waren gut 100 VertreterInnen aus Politik, Verwaltungen, Migrationsfachdiensten und Flüchtlingsinitiativen ins Landeshaus gekommen.
Martin Link, Geschäftsführer beim Flüchtlingsrat, erläuterte die Beweggründe seiner Organisation vor sechs Jahren den Preis “Leuchtturm des Nordens” auszuloben. “Die zahlreichen ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe in Stadt und Land für die Belange von Flüchtlingen engagierten Bürgerinnen und Bürger stellen allzu oft fest, dass ihre Arbeit selten angemessen offiziell gewürdigt wird.” Der undotierte Preis “Leuchtturm des Nordens” wollte hier ein sichtbares Zeichen setzen. Menschen, die sich allen politischen Trends zum Trotz für die nachhaltige Integration und gegen amtliche und gesellschaftliche Diskriminierung von Asylsuchenden einsetzen, sollen auf diesem Wege zumindest durch die Zivilgesellschaft eine öffentliche Wertschätzung ihres humanitären Engagements erfahren.
PreisträgerInnen des “Leuchtturm des Nordens” waren bisher Stefan Berglund, Leiter des UNHCR in Deutschland (2005), Abdulla Mehmut, Migrationssozialberater aus Lübeck (2006), die Unterstützergruppe der aus der DR Kongo geflüchteten Familie Makito aus Husum (2007), Alfred Schulz, ehem. Landtagspräsident und Vormund unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge aus Reinbek (2008), Hero Taher, Vertreterin der Flüchtlingsselbstorganisation “Mondfrauen” aus Norderstedt (2009), und die Flüchtlings-Café-Gruppe Vis àVis der Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Neumünster (2010).
Die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des “Leuchtturms des Nordens” Wulf Jöhnk hielt die Flüchtlings- & Menschenrechtsbeauftragte der Nordelbischen Kirche Pastorin Fanny Dethloff. Fanny Dethloff würdigte die Amtszeit Jöhnks als Gewinn für das Land. Sie bilanzierte die sieben Jahre seiner Amtszeit allerdings mit Blick auf die etablierte flüchtlingsfeindliche Politik und Verwaltungspraxis kritisch und forderte einen Paradigmenwechsel ein: “Hier brauchen wir mehr und offenere Unterstützung von politisch Verantwortlichen und ein Erkennen, wie sehr bestimmtes Gedankengut sich bis in Amtsstuben hinein festgesetzt hat.” Die Arbeit fange erst an, mahnte Dethloff: “Flüchtlingsabwehr statt Willkommenkultur. Diesen Prozess müssen wir um unserer Demokratie willen endlich umkehren. Dialog, Aufklärung, interkulturelles Training, menschenrechtliche Schulungen - es gibt viel zu tun.”
Die humanitäre Potenz einer Gesellschaft beweise sich darin, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgehe, ist Dethloff überzeugt und lenkte den Blick auf die legitimen Bedürfnisse der Flüchtlinge: “Menschen wollen wohnen und nicht untergebracht werden, arbeiten und nicht warten, lernen und nicht Zeit verlieren, Ankommen und nicht auf Abstand gehalten werden.”
Wulf Jöhnk zeigte sich sehr erfreut, dass die Wahl des diesjährigen Preisträgers des “Leuchtturm des Nordens” auf ihn gefallen sei. Er habe die sieben Jahre seiner Amtszeit als sehr bereichernd erlebt. Insbesondere die vielen im Feld der Flüchtlingshilfe engagierten Organisationen, Initiativen und nicht zuletzt die zahlreichen Ehrenamtlichen hätten ihn mit ihrem hartnäckigen Engagement und ihrer Sachkenntnis immer wieder beeindruckt. Jöhnk kündigte an, sich auf weiterhin zu engagieren: als Mitglied im FÖRDERVEREIN Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V. (<link moz-txt-link-abbreviated>www.frsh.de) und als aktives Mitglied im Antidiskriminierungsverband Schleswig-Holstein (<link http: www.advsh.de moz-txt-link-abbreviated>www.advsh.de).
gez. Martin Link
Anlage: <link file:1030 download file>Text der Laudatio auf Wulf Jöhnk von Fanny Detloff v. 19.12.2011