Über 60 Fachkräfte aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Beratung sind der Einladung der VeranstalterInnen gefolgt. In seinem Grußwort forderte Martin Link, Geschäftsführer des Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V., eine sich gegen Ausgrenzung und Ressentiments richtende Integrationspolitik zu stärken und auf regionaler Ebene aktiv zu werden. Denn die Statistik beweise dringende Bedarfe: schon jetzt habe jede/r 5. BürgerIn Deutschlands einen Migrationshintergrund, jedes dritte Kind - also 33% - entstamme einer Einwanderungsfamilie, mit steigender Tendenz.
Die Vertreterin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Frau Dagmar Beer-Kern, erläuterte im Anschluss die konkreten Handlungsfelder die zur Umsetzung einer erfolgreichen Integrationsarbeit durch das Förderprogramm IQ - Integration durch Qualifizierung in Schleswig-Holstein nun anstehen: Die Begleitung des voraussichtlich im März 2012 in Kraft tretenden Gesetzes zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen, die interkulturelle Schulung und Qualifizierung der MitarbeiterInnen in Jobcentern und Agenturen für Arbeit sowie die Verzahnung der migrationsspezifischen arbeitsmarktorientieren Angebote vor Ort.
Markus Saxinger vom Projekt access - Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V. stellte anhand einiger statistischer Erkenntnisse deutlich heraus, dass die Anzahl von Fachkräften durch den demografischen Wandel in den kommenden Jahrzehnten deutlich sinken wird. Gleichzeitig werden viele Menschen mit Migrationshintergrund in Schleswig-Holstein als "ungelernt" eingestuft, weil ihre Berufs- und Bildungsabschlüsse in Deutschland bis dato nicht anerkannt werden.
Den Handlungsbedarf im Bereich der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse nahm auch Friedrich Leopold vom Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein zum Anlass, auf die Gemeinsamkeiten bei den Zielen der Wirtschaft (Fachkräfte-Sicherung) und denen von Flüchtlingen und MigrantInnen (Integration durch Arbeit) hinzuweisen.
Wiebke Reyels von der Handwerkskammer Hamburg - Koordination NOBI stellte die Geschichte der Zusammenarbeit von Hamburger Trägern mit dem Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein im Rahmen der früheren IQ - Förderprogramme vor und ging auf den aktuellen Stand der Regionalisierung der IQ-Netzwerke ein. Abschließend erläuterte Farzaneh Vagdy-Voss vom Projekt access - Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V. die Bedarfe der Zielgruppe der MigrantInnen bei ihrem Weg in die hiesige Gesellschaft. Daraus ergeben sich Wünsche und Forderungen nach einem Ausbau der Beratungsstrukturen, der migrationsspezifischen Sensibilisierung von Unternehmen und weiteren ArbeitsmarktakteurInnen, der Akzeptanz und Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen sowie dem Ausbau und die Finanzierung von Anpassungs- und Nachqualifizerungsangeboten. Das von access koordinierte IQ-Netzwerk Schleswig-Holstein wird nun die Arbeit als Anlaufstelle für Ratsuchende im Bereich der Anerkennung ausländischer Abschlüsse aufnehmen. Die ersten interkulturellen Schulungen sind in Planung und die Vernetzung in Schleswig-Holstein mit den relevanten AkteurInnen wird weiter ausgebaut.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Handlungsbedarf angesichts eines drohenden Fachkräftemangels und Vorbehalten gegenüber Zugewanderten auf Seiten von Arbeitsmarktakteuren sowie der schwierigen Verfahren und für Betroffene kaum durchsichtigen Zuständigkeiten bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen nicht mehr zu übersehen ist. Die ersten Schritte in Richtung Ausbau einer Unterstützungs- und Beratungsstruktur sind heute mit dieser Veranstaltung gegangen worden. Die Aktivitäten des IQ-Netzwerks Schleswig-Holstein haben begonnen.
gez. Andrea Dallek
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