Seit der Gründung des Staates Israel ist das Schicksal der angestammten arabischen Bevölkerung des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina ungelöst. Seit 1948 führen Staatsbildung, Vertreibung, Kriege mit den arabischen Nachbarn Israels, Besatzung und Besiedlung palästinensischer Gebiete und Aufstandsbekämpfung zu immer neuen Fluchtbewegungen. Mit einer Veranstaltungsreihe versucht der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein die historische Herleitung der seit Jahrzehnten ungelösten Palästinafrage. Beleuchtet werden die aktuellen Konflikte und ihre Opfer, die Diskussion über Völkerrechtskonformität von Besatzungspolitik und Militärstrategien sowie die Positionierung Deutschlands und daraus folgende ordnungspolitische Problemlagen.
Mittwoch, 2.4.2025, 18 Uhr
Online Veranstaltung
Kein bisschen Frieden? - Zur Situation in Palästina
Mit dem Beginn von Phase I am 19. Januar der auf insgesamt drei Etappen angelegten Waffenstillstandsvereinbarung mit der Hamas im Gaza-Streifen intensivierte die israelische Armee ihr Vorgehen gegen Städte, v. a. Flüchtlingslager in der nördlichen seit 1967 besetzten West Bank. Aus den Flüchtlingslagern in Jenin, Tulkarem und Tammun bei Tubas sind daraufhin bis Ende Februar 40.000 Menschen geflüchtet. Doch auch aus kleinsten Weilern und teils beduinischen Ansiedlungen wurden weitere etwa 1.800 Menschen, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche, vertrieben. In Israel wird inzwischen offen über die Annexion des seit 1967 völkerrechtswidrig besetzten Gebiets geredet. Die Welt schaut zu - und ist damit auch mitverantwortlich für die opferreiche Gewalt?
Referent: Riad Othman, Nahostreferent der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung wird in Kürze auf dem YouTube- Kanal des Flüchtlingsrates SH eingestellt.
Sonntag, 6.4.2025, 12 Uhr
Studio Filmtheater, Wilhelminenstraße 10, Kiel
Dokumentarfilm
„No other Land“
2024 | Regie: Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham
Der Oscar-prämierte israelisch-palästinensische Film zeigt, wie der junge palästinensische Aktivist Basel Adra aus dem Ort Masafer Yatta im Westjordanland gegen die Vertreibung seiner Gemeinschaft durch die israelische Besatzung kämpft. Die Auslöschung ganzer Dörfer, in denen Häuser abgerissen und ihre Bewohner in die Flucht getrieben werden, ist für ihn nur schwer zu ertragen. Als er eines Tages Yuval, einem israelischen Journalisten begegnet, findet er in ihm einen Verbündeten, der ihn in seinen Bemühungen unterstützt. Dass auch die Berühmtheit als Oscar-Preisträger in der aktuellen Lage in der Westbank nicht vor Gewalt schützt - sondern sie eher befördert? - musste "No other land"-Regisseur Hamdan Ballal am 24. März 2025 erfahren, als sein Haus von Siedlern attakiert, er verletzt und anschließend von der Armee inhaftiert wurde.
Referent: nach dem Film Gespräch mit Dr. Arne Andresen, Deutsch-Palästinensische Gesellschaft, Hamburg.
Montag, 7.4.2025, 18 Uhr
Online-Veranstaltung
„Im Krieg seit mehr als 100 Jahren“
Das Gebiet zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem Persischen Golf ist geographisch gesehen „Westasien“. Seit mehr als 100 Jahren verwüstet ein Krieg nach dem anderen das einst hochentwickelte Gebiet des „Fruchtbaren Halbmonds“, das wegen seiner Brückenfunktion zwischen Ost und West, seiner Ressourcen und seines kulturellen Reichtums weltweit von Bedeutung ist. Die seit Jahrzehnten ungelöste palästinensische Frage, opferreiche Besatzungs- und Aufstandsgewalt und regelmäßige grenzüberschreitende Waffengänge verletzten internationale Regeln und die UN Charta und sind gleichfalls für immer neue Überlebensnöte, Vertreibungen und Fluchtbewegungen verantwortlich. Ende offen.
Referentin: Karin Leukefeld, Freiberufliche Nah-Ost-Korrespondentin, berichtet seit 20 Jahren u.a. für Medien in Deutschland, Schweiz, Luxemburg und Österreich.
Aufzeichnung der Veranstaltung in Kürze auf dem YouTube-Kanal des Flüchtlingsrats SH
Mittwoch, 9. April 2025 - 18 Uhr
Online-Veranstaltung
„Zur Lage der palästinensischen Minderheit in Israel“
Die Staatsgründung Israels ging 1948 mit Vertreibungen großer Teile der angestammten palästinensischen Bevölkerung in den ägyptischen Gaza-Streifen, nach Jordanien und in bis heute fortbestehende Lager palästinensischer Geflüchteter in der libanesischen und syrischen Diaspora. Die folgenden immer neuen Gewalteskalationen und Kriege zwischen Israel, seinen arabischen Nachbarn und palästinensischen Organisationen haben auch zahlreiche Menschen in das Exil nach Europa, in die Golf-Staaten und in die USA getrieben. International kaum Beachtung fand über die vergangenen Jahrzehnte das Schicksal der innerhalb der grünen Grenze verbliebenen palästinensischen, etwa ein Fünftel ausmachenden Bevölkerung Israels. Sie verfügen über israelische Pässe, allerdings nur über eingeschränkte Bürgerrechte, und erleben zahlreiche rechtliche Ausgrenzungen. Darüber hinaus und besonders wenn die seit Jahrzehnten ungelöste palästinensische Frage wie aktuell in Gaza und Westbank in Gewaltwellen eskaliert, führt das auch zu innenpolitischem und gesellschaftlichem Druck und Konflikten zulasten der palästinensischen Bevölkerung innerhalb Israels. Einmal mehr sind es insbesondere die Frauen, die an diem Dauerkonflikt am meisten zu tragen haben.
Referentin: Nabila Espanioly, Al Tufula Center-Nazareth, Isarel
Die Aufzeichnung der Veranstaltung wird in Kürze auf dem YouTube Kanal des Flüchtlingsrats Schleswig-Holstein eingestellt.
Ihren Artikel "Eine Minderheit, die nicht mehr schweigt" hat Nabila Espanioly 2016 bei RosaLux.org.il veröffentlicht.
Freitag, 11. April 2025 - 19 Uhr
Anschar GmbH, Hybrider Seminarraum 1. OG, Weimaer Str. 6, Kiel
Dokumentarfilm
„Arnas Kinder“
2003 | israel.-niederl. | Regie Juliano Mer-Khamis & Danniel Danniel
Am 11. April 2011 wurde der israelisch-palästinensische Künstler, Regisseur und Theaterdirektor Juliano Mer-Khamis im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin/Westbank beim Eintreffen im „Freedom Theatre“ in seinem Auto erschossen. Bis heute zeigen weder die israelische noch die Ermittlungsbehörden der Palästinensischen Autonomiebehörde ein Interesse an der Aufklärung dieses Attentats und der Ermittlung der Täter. Juliano und seine Mutter, die israelische Kunsttherapeutin Arna Mer-Khamis, hatten sich seit den 1980er und besonders in den gewaltvollen Intifada-Jahren mit gewaltpräventiven künstlerischen und kreativen Angeboten gegen die Besatzung und für eine selbstbestimmtes Leben der regelmäßig von Gewalt traumatisierten jungen Menschen engagiert. Das von Juliano Mer-Khamis gegründete emanzipatorische Theaterprojekt „Freedom Theatre“ war bald Institution und international bekannt. Verschiedene Gastspielreisen führten in Kooperation mit dem Flüchtlingsrat und der Heinrich Böll Stiftung auch zu Auftritten in Schleswig-Holstein. Am 14. Todestag Julianos zeigen wir in Memoriam seinen Film „Arnas Kinder“ und erinnern dabei auch daran, dass die aktuell in der Westbank eskalierenden Gewaltwellen nicht die ersten sind und ihre Opfer wohl nicht die letzten sein werden.
Einführung: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Der Film in der englischsprachigen Fassung ist im Internet zu sehen.
Donnerstag, 17. April 2025 - 18 Uhr
Online-Event - in English language
“Why compliance with international law is essential in the Israel/Palestine conflict”
Israel's war against in the Gaza Strip and the army and settler violence in the occupied territories have once again exposed the conflicts surrounding the occupation regime and the validity of the law of war and international law in the Levant. With its uncompromising advocacy for the civilian victims of this decades-old conflict and its support for the two-state solution, the United Nations is once again now in open conflict with the Israeli government. The activities of the United Nations Relief and Works Agency (UNRWA) have now been banned by Israel and the UN Human Rights Council's Special Rapporteur for the Occupied Palestinian Territories has been denied entry to Israel. She has been disinvited from German universities. Here she has her say.
Speaker: Prof. Francesca Albanese, Special Rapporteur on the situation of human rights in the Palestinian Territory, Columbia University, New York
Moderation: Diba Mirzaei, German Institute for Global and Area Studies - GIGA, Hamburg
Supportet by Refugio-Stiftung Schleswig-Holstein.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung wird in Kürze auf dem YouTube Kanal des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein eingestellt.
Veranstaltende: Projekte "Landesweite Flüchtlingshilfe" und "Schleswig-Holstein Ahoi!" beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Information: public[at]frsh.de