Stellungnahme zu DaZ Kursen (Drucksache 20/1777 (neu) und Umdruck 20/2882)
Die Integration von Menschen mit Flucht und Migrationsgeschichte in Deutschland ist ein Prozess, der an unterschiedlichen Punkten hängt. Für Kinder und Jugendliche, für die Deutsch eine Zweitsprache ist, sind DaZ-Klassen bzw. DaZ-Kurse die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, mit anderen Schüler*innen und Lehrer*innen besser zu kommunizieren, sich in das Schulleben zu integrieren und langfristig in Deutschland Fuß zu fassen.
Das Konzept von DaZ-Klassen bzw. DaZ-Kursen sollte neu überdacht werden und sinnvoll eingesetzt werden, damit die oben genannten Ziele erreicht werden. Als Resultat sollte dann ein für ganz Schleswig-Holstein einheitliches Konzept erarbeitet sein, das konsequent und zielgerichtet umgesetzt wird.
Zum Beispiel werden in einigen Schulen in Schleswig-Holstein Kinder oder Jugendliche mit Eltern mit Flucht- oder Migrationsgeschichte ohne vorherige Sprachstandfeststellung oft direkt in den DaZ-Unterricht verwiesen, selbst wenn sie hier geboren sind und gut Deutsch sprechen können. Solche strukturellen Fehler und falschen Entscheidungen verhindern es, dass Kinder, die tatsächlich Bedarf haben, am DaZ-Unterricht teilnehmen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es wenige Angebote gibt. Dementsprechend wäre es auch sinnvoll, regelmäßig bei Schulen eine Bedarfserhebung durchzuführen und dann mit konkreten Angeboten darauf zu reagieren.
Das Lernen der deutschen Sprache ist auch für die perspektivische Arbeitsmarktintegration eine Grundvoraussetzung. Für Kinder und Jugendliche sind gut ausgebaute DaZ-Klassen essenziell, sodass ihnen auch nach der Schulzeit sämtliche Wege offenstehen.
Zum Beispiel haben Jugendliche, die nicht ausreichend Deutsch lernen konnten und deswegen die Schule ohne Abschluss beenden, dementsprechend geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und bei der weiteren Integration in Deutschland. Auch erleben Jugendliche, die nach Schulabschluss eine Ausbildung absolvieren wollen, zum Teil in Betrieben und besonders in den Berufsschulen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Hier ist es wichtig, dass schon in den DaZ-Klassen die Zukunft von Jugendlichen mit Flucht und Migrationsgeschichte mitgedacht wird.
Eine nicht-auskömmliche Förderung und ein nicht-bedarfsgerechtes Angebot sorgen dafür, dass Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sich langfristig nicht in Deutschland integrieren können und, wie dargelegt, auch auf dem Arbeitsmarkt keinen Fuß fassen können.
Es ist gut und wichtig, dass das DaZ-System wie im Antrag der Fraktionen der CDU und Bündnis 90/Die Grünen (Umdruck 20/2882) evaluiert wird, wir wünschen uns hier, dass Betroffene und Expert*innen aus Migrationsfachdiensten und Integrationsarbeit bei diesem Schritt mit ins Boot geholt werden und ihre Bedürfnisse aus dem Alltag klar mit einbringen können. Auch ist uns wichtig, dass beim Erwerb der deutschen Sprache mitgedacht wird, dass dies den restlichen Werdegang von Menschen mit Flucht und Migrationshintergrund stark beeinflusst.
Wir unterstützen die Forderung im Antrag der Fraktionen von SPD und SSW (Drucksache 20/1777 (neu), dass der DaZ-Unterricht nicht räumlich getrennt vom restlichen Schulbetrieb stattfinden soll. Eine Ermöglichung von Interaktion und Austausch zwischen allen Schüler*innen ist wesentlich. So wird nicht nur der Zusammenhalt gestärkt, es ermöglicht auch ein voneinander Lernen und eine nachhaltige Integration!
Gez. Aurelie Djotsa, Koordination IQ Regionales Integrationsnetzwerk Schleswig-Holstein
Gez. Anne-Katrin Lother, Koordination beim Beratungsnetzwerk Alle an Bord! Perspektive Arbeitsmarkt für Geflüchtete