Geflüchtete Frauen sind mehrdimensionalen Diskriminierungen ausgesetzt – als Frauen, als Menschen mit Migrationsgeschichte und als Geflüchtete. Diese Intersektionalität führt zu zusätzlichen Barrieren, die ihre Integration erschweren. Besonders der Zugang zum Arbeitsmarkt bleibt für viele von ihnen problematisch: Sprachbarrieren, fehlende Anerkennung von Qualifikationen und mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für Kinder sind zentrale Hürden. Nähere Informationen dazu sind in der aktuellen Broschüre des Beratungsnetzwerks "Alle an Bord! Perspektive Arbeitsmarkt für Geflüchtete" nachzulesen: Geflüchtete Frauen im Arbeitsmarkt. Strukturelle Hürden und zielgruppenorientierte Lösungen.
Obwohl geflüchtete Frauen besonders auf unterstützende Maßnahmen angewiesen sind, hat Schleswig-Holstein ausgerechnet dort gekürzt, wo die bestehenden Ungleichheiten bereits gravierend sind. Wichtige Programme, die ihnen den Zugang zu Bildung und Integration hätten erleichtern sollen, wurden gestrichen – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Zukunftsperspektiven. Besonders betroffen sind Sprachkurse mit Kinderbetreuung, die für viele die einzige Möglichkeit darstellen, Deutsch zu lernen. Durch die Streichung dieser Kurse entfällt eine essenzielle Unterstützung, die Frauen mit Care-Verpflichtungen das Lernen erleichtert hätte. Zudem wurde die Möglichkeit abgeschafft, Sprachkurse zu wiederholen – ein gravierender Nachteil für jene, die aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht regelmäßig teilnehmen können. Auch die Kürzungen im Bereich der berufsbezogenen Sprachförderung (DeuFöV) erschweren den Einstieg in den Arbeitsmarkt zusätzlich. Während diese Einsparungen Teil einer bundesweiten Haushaltskürzung sind, hat Schleswig-Holstein vor allem dort gekürzt, wo bereits erhebliche Ungleichheiten bestehen. Diese Entscheidung verstärkt die strukturelle Benachteiligung geflüchteter Frauen und behindert ihre gesellschaftliche Teilhabe weiter.
Neben strukturellen Benachteiligungen in Deutschland sind Frauen auf der Flucht besonderen Gefahren ausgesetzt. Sie sind häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen und können sich dieser oft kaum entziehen. Zudem tragen sie oftmals die Verantwortung für Kinder oder ältere Mitreisende. Ein Blick auf globale Krisen zeigt, dass Frauen in Konfliktregionen besonders betroffen sind: Im Sudan wird Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt, in Afghanistan werden Frauen systematisch entrechtet, und im Iran unterliegen sie der strengen Kontrolle der Sittenpolizei.
“Der Blick auf flüchtende und geflüchtete Frauen zeigt, wie wichtig es ist, sich gemeinsam gegen Diskriminierung jeder Art einzusetzen – egal ob hier oder anderswo” sagt Leonie Melk, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein.
Die aktuellen Krisen und populistischen Narrative machen deutlich, dass Solidarität und Zusammenhalt aller Frauen* und ihrer Allies nötiger sind denn je. Deshalb lädt der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein am Samstag alle interessierten Frauen* ein, in einem kreativen Workshop gemeinsam über die Frage nachzudenken: Was gibt uns Kraft? Der Workshop findet von 12:00 bis 14:30 Uhr im ZEIK statt.
Pressekontakt: Leonie Melk, public[at]frsh.de