"Weißt du, was die Deutschen mit den Juden gemacht haben? Genauso machen wir es jetzt mit euch" -- so wurde der 19jährige Kurnaz im Februar 2002 im Camp-X-Ray in Guantanamo Bay auf Kuba "begrüßt". Vorangegangen waren zwei Monate völliger Rechtlosigkeit, Willkür und Folter in pakistanischen und in einem US-Militärgefängnis in Afghanistan. Als mutmaßlicher Al-Qaida-Terrorist verdächtigt, sollte er seine Mitgliedschaft im weltweiten Terrornetz zugeben und die Namen seiner "Komplizen" verraten. Verdächtig gemacht hatte sich der Bremer, als er kurz nach dem 11. September 2001 in Begleitung von Mitgliedern der Gruppe Jamaat Tablighi (gelten bei Verfassungsschutzexperten als Verbindungsgruppe zu al Qaida) zum Koranstudium in das Nachbarland der Taliban-Hochburg Afghanistan, nach Pakistan, gereist war. Die Pakistani verkauften Kurnaz für 3.000 Dollar an die US-Streitkräfte. Diese verschleppten den Bremer in ein Geheimgefängnis ins afghanische Kandahar, bevor sie ihn schließlich ins Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba verbrachten. Mehr als 1.600 Tage Folter durch Kälte, Hitze und Lärm, Isolationshaft, tagelanges Hängen an Eisenketten, sadistische Wasser"spiele" der Wärter, Hunger, Schläge und Krankheiten folgten. Deutsche Elite-Soldaten beteiligten sich an den Misshandlungen: nachdem sie ihn blutig geschlagen hatten, richteten sie zur Unterhaltung ihrer amerikanischen Kollegen Maschinenpistolen auf die Gefangenen und täuschten eine Erschießung vor. "Einfach so."" Murat Kurnaz berichtet in seinem Buch, was heute auch noch möglich ist. "Guantanamo" ist auch 2007 schreckliche Wirklichkeit. Hierzulande gilt es derweil in politischen Kreisen als chic, das Folterverbot infrage zu stellen. Und Innenpoltikern und Ausländerbehörden gilt die Rückkehr für Flüchtlinge in klassische Folterstaaten am Hindukusch, im Mitteleren Osten oder in Afrika als problemlos zumutbar. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein, der Heinrich-Böll-Stiftung, des ASTA sowie der amnesty international Hochschulgruppe CAU Kiel liest der Kieler Literatur-Interpret Barney B. Hallmann am
Dienstag, 5. Juni 2007, 19 Uhr
CAP 3, Raum II, CAU Kiel, Westring
aus dem im April 2007 erschienenen Buch von Murat Kurnaz "Fünf Jahre meines Lebens. Ein Bericht aus Guantanamo". Der Eintritt ist frei. Rückfragen: Dieter B o ß m a n n Tel.: 0431/90 66 130 bossmann@boell-sh.de gez. Martin Link Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.