Kieler Flüchtlingsrat fordert nachhaltige Integration statt Ausgrenzung von Flüchtlingen.
Bei dem morgigen Berliner Integrationsgipfels sollen Asylsuchende und Flüchtlinge offenbar keine Rolle spielen. Konsequenter Weise wurden Verbände der Asyllobby und Flüchtlingsselbstorganisationen gar nicht erst eingeladen.
Stattdessen scheint nach Lesart nicht nur schwarz-roter Debattenbeiträge ausschließlich die Integration derjenigen Menschen in den Mittelpunkt der Zuwanderungspolitik zu geraten, deren dauerhafter Verbleib am Standort Deutschland gewünscht ist. Im Zeitalter des globalen Marktes soll offenbar der Integrationsgipfel der Bundesregierung endgültig den Rahmen abstecken, innerhalb dessen - wie schon beim Verkehr von Waren und Dienstleistungen - jetzt künftig auch die Chancen der MigrantInnen nurmehr nach konjunkturellen Bedarfen sortiert werden.
Der inzwischen parteiübergreifend zwar regelmäßig aber eher halbherzig erhobenen Forderung nach einem Bleiberecht für langjährig geduldete Personen steht die Alltäglichkeit einer Flüchtlinge rechtlich, sozial und gesellschaftlich ausgrenzenden und gewollten Verwaltungspraxis gegenüber:
Ein regelmäßiges Ergebnis von Rechtslage und Behördentätigkeit ist, dass Flüchtlinge aufgrund von Ausbildungs- und faktischem Arbeitsverbot unausweichlich in die Abhängigkeit von der öffentlichen Hand gezwungen werden. Das Klischee des "arbeitsscheuen Asylanten" bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung natürlich bestehen, solange die amtliche Praxis inzwischen regelmäßig üblicher Verweigerung von Arbeitserlaubnissen mögliche Erwerbstätigkeiten für Flüchtlinge fortgesetzt unterbindet.
Die Erfahrungen hingegen, die u.a. Flüchtlingsräte und Bildungsinstitutionen bundesweit seit ein paar Jahren in EU-geförderten Pilotprojekten zur Förderung der Berufsfähigkeit von Flüchtlingen machen, widerlegen solcherart Vorurteile:
Auch in Schleswig-Holstein haben die hierzulande vom Flüchtlingsrat seit 2002 koordinierten EQUAL-Maßnahmen, in denen bleiberechtsungesicherte Flüchtlinge beruflich qualifiziert worden sind, die erheblichen Integrationspotentiale der Schutz und Perspektive suchenden Flüchtlinge belegt. 65% der KursteilnehmerInnen haben eine mehr als 10-jährige schulische Bildung, 55% haben eine Berufsausbildung bzw. ein Studium abgeschlossen; knapp 60% verfügen über im Herkunftsland erworbene berufliche Erfahrungen; 80% sprechen mehr als eine Sprache. Gut 40% der TeilnahmerInnen erreichten nicht zuletzt auf Grundlage der im Zuge der Qualifizierungsmaßnahme bewiesenen Kompetenz und der erbrachten Integrationsleistungen ein Bleiberecht. Andererseits 50% der in den EQUAL-Projekten beruflich fortgebildeten Flüchtlinge erhielten Beschäftigungsangebote, die ihnen aufgrund des fehlenden Aufenthaltsstatus dennoch verwehrt blieben (Mehr Informationen: <link perspective>www.frsh.de/perspective/).
"Flüchtlinge sind hochmotiviert - und ausgegrenzt!" klagt Martin Link, Geschäftsführer des Kieler Flüchtlingsrates. "Dabei beweisen gerade Flüchtlinge ein herausragendes Engagement und hohe Effizienz im Bemühen um nachhaltige Integration - wenn man sie nur lässt."
Der Flüchtlingsrat fordert vom Berliner Gipfel die regelmäßige Integrationsförderung auch für Flüchtlinge!
Weg mit Gesetzen und Verordnungen, die den Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt für Flüchtlinge verhindern!
gez. Martin Link Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V. Tel.: 0431-735 000